Wenn ein Teilnehmer zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt werden soll, hat man es mit einer mehrwelligen Befragung, einer Längsschnittstudie oder einer Tagebuchstudie zu tun. Dabei stellen sich zwei Herausforderungen:
SoSci Survey bietet eine Reihe von Funktionen, welche die Realisierung mehrwelliger Befragungen ermöglichen bzw. erleichtern.
Technisch gibt es zwei Möglichkeiten, eine mehrwellige Befragung mittels SoSci Survey zu realisieren. Beide haben Vor- und Nachteile. Für beide Varianten gilt, dass man sie im Vorfeld gründlich testen sollte – etwa mit verkürzten Zeiten (Zeitabstand 5 Minuten statt 7 Tage) und Wegwerf-Mailadressen.
Die erste Möglichkeit ist, dass unter Fragebogen zusammenstellen nur ein Fragebogen angelegt wird. Dieser enthält zuerst die Seiten für die erste Befragungswelle, dann folge eine Unterbrecherseite und anschließend die Seiten für die zweite Befragungswelle.
Die Unterbrecherseite zeigt dem Teilnehmer zunächst eine Verabschiedung (für den ersten Fragebogen-Teil). Kehrt der Teilnehmer dann nach einer definierten Zeitspanne zum Fragebogen zurück (was z.B. mittels mailResume()
oder über eine Frage vom Typ E-Mail an persönlichen Kontakt realisiert wird), leitet die Unterbrecherseite direkt zur nächsten Seite weiter, wo der zweite Fragebogen startet. Die Programmierung einer Unterbrecherseite ist in der Referenz zum Befehl mailResume()
dokumentiert.
value()
oder replace()
auf die Antworten aus dem ersten Teil zugegriffen werden – etwa für Filterfragen oder um Fragen mittels Platzhalter an die Angaben des Teilnehmers anzupassen.option('progress', ...)
angepasst oder komplett deaktiviert werden, weil er sonst über beide Teilfragebögen hinweg zählt.In Tagebuchstudien werden meist in jeder Erhebungswelle dieselben Fragen gestellt – und oftmals sollen die Daten durch Multilevel-Analysen ausgewertet werden. Für eine Lösung mit mehreren Fragebögen spricht, wenn…
Verwendet man mehrere Fragebögen, wird für jeden ausgefüllten Fragebogen ein eigener Datensatz (Datenzeile) gespeichert. Damit diese in der Auswertung einander zugeordnet werden können, benötigen alle Datenzeilen einen eindeutigen Teilnehmercode. Diesen Teilnehmercode erhält man etwa wie folgt:
SERIAL
(Zusätzliche Variablen in der Datenausgabe). Dies ist auch ohne Verlust der Anonymität möglich.%link%
verwendet werden, damit auch tatsächlich personalisierte Links verschickt werden.REF
gespeichert, ein Teilnahmecode (der zudem auch ein Fortsetzen des Ausfüllens erlaubt) in der Variable SERIAL
.Gegenüber einem einzelnen Fragebogen, der etappenweise ausgefüllt wird (oben) hat die Variante mit einzelnen Fragebögen folgende Vor- und Nachteile.
Je nach Studiendesign bekommen alle Teilnehmer die Einladung zur zweiten Befragungswelle zum selben Zeitpunkt – oder der Zeitpunkt ist davon abhängig, wann sie den ersten Fragebogen ausfüllen (auch eine zufällige Zuteilung des Zeitpunkts ist möglich, s. unten MESM).
Der Versand einer Einladung zu einem vordefinierten Zeitpunkt erfolgt direkt über die Bedienoberfläche:
Als Variante zum einheitlichen Versandzeitpunkt für alle Adresseinträge können auch manuell individuelle Zeitpunkte pro Adresseintrag festgelegt werden: Versandzeitpunkte importieren
Soll die Einladung zum zweiten Teil des Fragebogens in Abhängigkeit davon verschickt werden, wann der erste Teil ausgefüllt wurde, kommt ein wenig PHP-Code ins Spiel (s. auch Einführung in PHP-Code). Mit der Funktion mailSchedule()
wird dabei festgelegt, wann eine Serienmail an einen bestimmten Teilnehmer verschickt werden soll.
Im Idealfall wird der Teilnehmer schon zum ersten Fragebogen mittels Serienmail eingeladen. Das Vorgehen, wenn die E-Mail-Adresse vorab nicht bekannt ist, beschreibt das Kapitel Mehrwellige Befragungen bei Selbstrekrutierung.
Im ersten Fragebogen wird dann (vorzugsweise gegen Ende, auf einer Seite, die Abbrecher gar nicht erreichen) der Befehl mailSchedule()
als PHP-Code platziert, z.B.
mailSchedule(false, 2, 7 * 24 * 3600);
Der erste Parameter false
bedeutet, dass eine Serienmail an den Teilnehmer verschickt werden soll, der den Fragebogen gerade ausfüllt. Der zweitere Parameter 2
legt fest, dass die Serienmail mit der Nummer 2 verschickt werden soll. Der dritte Parameter legt fest, dass die Serienmail in genau 7 Tagen verschickt werden soll, angegeben in Sekunden (eine Stunde hat 3600 Sekunden, entsprechend liefert 7 * 24 * 3600
die Anzahl der Sekunden für 7 Tage).
Wichtig: Jede Serienmail kann an jeden Teilnehmer nur einmal verschickt werden. Wenn Sie die gleiche E-Mail mehrfach versenden möchten, legen Sie entsprechend viele Kopien der Serienmail an. Der zugehörige PHP-Code könnte dann aussehen wie folgt (5 Tage lang jeden Tag eine Serienmail):
mailSchedule(false, 2, strtotime('+1 day')); mailSchedule(false, 3, strtotime('+2 day')); mailSchedule(false, 4, strtotime('+3 day')); mailSchedule(false, 5, strtotime('+4 day')); mailSchedule(false, 6, strtotime('+5 day'));
Im obigen PHP-Code wurde die Funktion strtotime()
verwendet. Diese erzeugt aus einer Text-Angabe einen Unix-Zeitstempel (Anzahl der Sekunden seit dem 1.1.1970). Aus '+1 day
' wird also der Zeitstempel für „morgen um die gleiche Zeit“. Aus '+1 day 8:00
würde der Zeitstempel für „morgen um 8 Uhr Vormittag“.
Arbeitet man mit einem festen Versandtermin, lässt sich eine Erinnerungsmails ganz einfach als neue Serienmail anlegen und versenden.
Wenn man hingegen mit relativen Zeiten arbeiten, muss man im ersten Fragebogen sowohl die Einladung zum zweiten Fragebogen als auch die Erinnerungsmail mittels mailSchedule()
vorbereiten. Das bedeutet, dass ohne weiteres Zutun beide Serienmails verschickt würden.
mailSchedule(false, 2, strtotime('+7 day')); // Einladung zum zweiten Fragebogen mailSchedule(false, 3, strtotime('+8 day')); // Erinnerungsmail einen Tag später
Im zweiten Schritt muss man dafür sorgen, dass die Erinnerungsmail nicht verschickt wird, wenn der Teilnehmer den zweiten Fragebogen ausfüllt. Dafür platziert man im zweiten Fragebogen den Befehl mailRevoke()
. Diese Funktion löscht den eingeplanten Versand wieder vom Zeitplan.
mailRevoke(false, 3);
Mehrwellige Erhebungen erlauben sehr variantenreiche Erhebungsdesigns. Dieser Abschnitt widmet sich einigen speziellen Anwendungsfällen.
Für mehrwellige Erhebungen ist es von Vorteil, wenn man die E-Mail-Adressen der Teilnehmer kennt. Darüber kann man ihnen eine (personalisierte) Einladung zum zweiten, dritten, … Teil des Fragebogens schicken. Falls die E-Mail-Adressen vorab nicht bekannt sind, beschreibt das folgende Kapitel eine mögliche Lösung: Mehrwellige Befragungen bei Selbstrekrutierung
Eine Alternative besteht darin, dass man in jedem Fragebogen einen persönlichen Code abfragt, anhand dessen sich die Datensätze aus den unterschiedliche Erhebungswellen später einander zuordnen lassen: Abfrage eines persönliches Codes
Ebenfalls möglich ist es, den Personen in der ersten Erhebung aktiv einen Code zu geben (Individuelle Codes oder Gutschein-Codes anzeigen), den sie dann in jeder Erhebungswelle wieder eintragen müssen. Oder falls man vorab schon Kontakt zu den Personen hat, kann man Ihnen solch einen Teilnahmecode auch per Brief oder als Zettel auf einer Präsenzveranstaltung übergeben. Wenn man dafür Teilnahmecodes nutzt, prüft SoSci Survey automatisch die Gültigkeit des Codes.
In einer Tagebuchstudie legt man in aller Regel drei Fragebögen an:
Falls man die E-Mail-Adressen der Teilnehmer vorab nicht kennt, benötigt man evtl. noch einen vierten Fragebogen für die Registrierung der Teilnehmer (Mehrwellige Befragungen bei Selbstrekrutierung).
Pro E-Mails und Erinnerungsmail, welche jeder Teilnehmer bekommen soll, wird dann eine Serienmail angelegt. Also z.B. jeweils zwei Serienmails für die Vorher-Fragebogen (jeweils Einladung + Reminder) und eine pro Tag. In der Liste der Serienmails gibt es ein Symbol, um schnell Kopien einer Serienmail anzulegen ().
Anschließend wird für jede Serienmail einzeln mit Versand der Serienmail noch festgelegt, wann diese versendet werden soll.
Tipp: An welche Adresseinträge die Serienmail versandt wird, wird erst zum Versandzeitpunkt ermittelt – wenn es ein einheitlicher Zeitpunkt für alle Adressen ist. Es können also auch nach Festlegen des Zeitpunkts noch Adressen ergänzt werden.
Wichtig: Verwenden Sie in der Serienmail den Platzhalter %link%
bzw. %link.html%
und wählen Sie den Fragebogen, auf welchen die Serienmail verweisen soll, im Karteireiter Link zum Fragebogen aus. Der Platzhalter gewährleistet, dass die Datenzeilen jeweils die Personenkennung in Variable SERIAL tragen.
Eine Sonderform der Tagebuchstudie ist das Mobile Experience Sampling. Dabei werden einem Teilnehmer zu zufälligen Zeitpunkten (innerhalb vorgegebener Zeitfenster) SMS-Nachrichten auf sein Smartphone geschickt, die den Teilnehmer auffordern, möglichst sofort einen kurzen (!) Fragebogen auszufüllen.
Das Gegenstück zum Experience Sampling besteht darin, dass Befragte einen Fragebogen selbständig aufrufen, wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt. Im Idealfall müssen sie dann nicht jedesmal einen persönlichen Code eingeben, sondern können direkt einen personalisierten Link nutzen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:
Suchbegriffe: Panel, Panelstudien, Experience Sampling, Ambulatory Assessment